Kolumne Ute Groth

Mancher Kreisligapräsident fühlt sich wie ein Bundesligamanager

Es lohnt sich, auch finanziell, mit anderen Vereinen zu kooperieren. Man muss bloß sein Ego überwinden. Von UTE GROTH

Die Zeiten sind schwierig, doch wir haben jüngst eine sehr gute Nachricht erhalten. Der Sportausschuss der Stadt Düsseldorf stimmt unserem Antrag auf einen Kunstrasen, den wir 2018 gestellt haben, zu. Nun muss ihn nur noch der Rat genehmigen. Es geht immerhin um 1,2 Millionen Euro, in der Corona-Krise ist das besonders viel Geld, weil öffentliche Förderungen eigentlich heruntergefahren werden.

Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht – ich will nicht mit dieser Erfolgsgeschichte prahlen. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, wie sie zustande kam. Wir sind ein Verein, der genau das tut, was Gerd Thomas fordert und was auch ich allen anderen ans Herz lege: Wir kooperieren mit anderen Vereinen, und das seit Jahren.

Genau dies hat die Verwaltung überzeugt, wir erhielten mehrfach das Signal: Das kennen wir gar nicht, dass Vereine das tun. In der entscheidenden Sitzung gab der SPD-Stadtrat zu verstehen, dass er mit seinem Ja für unseren Platz diesen Stil belohnen wolle. „Wir müssen ein Zeichen setzen”, sagte er.

Mein Ideal war es seit meinem Antritt als Vorsitzende der DJK TuSa im Jahr 2008 immer, auf andere zuzugehen. Unseren Nachbarverein Grün-Weiß-Rot Düsseldorf konnten wir früher nicht leiden und umgekehrt. Seit einiger Zeit jedoch helfen wir uns gegenseitig. So durfte GWR unsere Anlage nutzen, um das Sportabzeichen zu machen. Auf seinem Gelände befinden sich nämlich keine Laufbahnen und Sprunggruben. Dafür durften wir zuletzt mehrfach seinen Platz benutzen. Mal profitiert der eine, mal die andere.

Wir pflegen mit vielen Vereinen einen guten Austausch. Wir kooperieren sogar mit Fortuna Düsseldorf. Der Bundesligaclub nutzt unseren Standort als Leistungszentrum für Mädchenfußball. Dass er einen solchen unterhält, war einst die Voraussetzung für eine Förderungsmaßnahme. Ihn selbst aufbauen wollte er nicht, weil seine Mitglieder mit Frauenfußball nicht viel anfangen können.

Manchmal endet auch ein gemeinsamer Weg, so wie mit Sparta Düsseldorf. Als der Verein all seine Kraft in die Erste Herrenmannschaft steckte, sah er in anderen nur noch Konkurrenten. Dann gingen wir eben getrennte Wege. Reingelegt wurden wir von unseren Partnern jedoch nie.

Es gibt genügend Dinge, die man sich unter Vereinen teilen kann. In der Stadt mangelt es oft an Platz und Infrastruktur, da kann man sich unterstützen. Und bei Förderungsanträgen sollte man sich abstimmen. Auf dem Land verhält es sicher ein bisschen anders, aber auch dort kann ich nur empfehlen, sich zusammenzutun. Man muss von seinem Ego etwas abgeben. Ich weiß natürlich, mancher Vorsitzender in der Kreisliga fühlt sich wie ein Bundesliga-Manager.

Wir, ein Verein mit vielen Abteilungen und ehrenamtlichen Helfern voller Ideen und Engagement, achten auf eine Mischung aus Leistung und Gemeinschaft. Unsere Frauen spielen Landesliga, unsere Herren wären in dieser Saison vielleicht aus der Kreisliga aufgestiegen, wenn Corona nicht dazwischen gekommen wäre. Doch Privilegien räumen wir keine ein. Während des Corona-Stillstands fragte Holger aus der Fußballabteilung, ob die ersten Mannschaften der Jahrgangsklassen mehr Trainingszeit bekommen. Die Antwort: Nein, alle haben die gleichen Rechte. Er hat es akzeptiert.

Obwohl wir eine Zeitlang keinen Sport anbieten konnten, erhielten wir von unseren 1500 Mitgliedern nur eine einzige Anfrage nach einer Beitragsrückerstattung. Unsere selbstbewusste Antwort: Wir sind kein Dienstleister, sondern ein Verein.

Mitglieder, denen während des Lockdowns zu Hause die Decke auf den Kopf fiel, strichen im Vereinsheim die Wände, richteten ein Geschäftszimmer und ein Büroraum ein und päppelten unseren Rasenplatz auf, auf dem sich zwischendurch Kaninchen und Sibirische Gänse breitgemacht hatten. Kreative Trainer entwickelten tolle kontaktlose Übungen.

Was ich sagen will: Den kooperativen Umgang leben wir auch nach innen.

Ute Groth

Ute Groth

Ute Groth ist seit 2007 die Vorsitzende der DJK TuSA 06 Düsseldorf. 2019 wollte sie sich zur ersten DFB-Präsidentin wählen lassen, wurde aber zur Kandidatur nicht zugelassen.

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