Hartplatzhelden-Kolumne #92: Auch wenn es gestern nicht zum Sieg gereicht hat: Die Nationalmannschaft macht wieder Spaß. Davon profitiert der DFB, wie unsere Studie zeigt, für die wir Fachleute wie Thomas Hitzlsperger, Deniz Aytekin oder Almuth Schult befragt haben. Wenn der DFB sich jetzt noch stärker um die Amateure kümmert, wird er weiter Vertrauen zurückgewinnen. Von TIM FROHWEIN
Länderspielpause. Für einen Menschen wie mich, der gerne die Bundesliga oder die Premier League verfolgt, eher ein Stimmungskiller. So war es viele Jahre. Doch dann kamen „Wusiala“, Julian Nagelsmann und die EM 2024 – und plötzlich freue ich mich auf Länderspiele, selbst wenn sie in so seltsamen Wettbewerben wie der „Nations League“ stattfinden. Traumfreistöße wie am Samstag von Flo Wirtz, Tempo-Tiki-Taka wie gestern beim aberkannten Tor von Julian Brandt – ich schaue dieser Mannschaft einfach wieder gerne zu. Vielen in meinem Umfeld geht es genauso.
Der Hype um die „Nagelsmänner“ färbt – ähnlich es wie damals im Jahr 2006 bei den „Klinsmännern“ war – auf den DFB ab. Das zeigt auch unsere Studie „Wir sind Fußball“. Zusammen mit Jana Wiske von der Hochschule Ansbach habe ich nach der Fußball-Europameisterschaft 100 Expertinnen und Experten – darunter Thomas Hitzlsperger, Deniz Aytekin oder Almuth Schult – befragt, wie sie das Image des DFB bewerten. Und siehe da: Im Vergleich zum Sommer 2023, in dem wir die gleichen Personen schon mal befragt hatten, hat sich das Image auf einer Skala von 1 (= sehr schlecht) bis 5 (= sehr gut) von 1,9 auf 2,5 verbessert.
Darüber hinaus steht der DFB für die Befragten im Vergleich zum Vorjahr jetzt viel stärker für Fannähe, Fair Play oder – trotz des zu frühen Ausscheidens bei der EM – für sportlichen Erfolg. Bei Themen wie „solides Wirtschaften“ oder „Transparenz“ liegt für die Studienteilnehmer allerdings nach wie vor einiges im Argen beim größten Sportfachverband der Welt.

Für die Zukunft wünschen sich unsere Befragten, dass der DFB den Nachwuchs besser fördert und die Interessen des Amateurfußballs stärker vertritt: 54 und 49 Prozent wählten diese beiden Themen in die Top3 der wichtigsten Zukunftsthemen. Die anderen Antwortmöglichkeiten, die zur Auswahl standen, wurden deutlich seltener geklickt.
Auf die Frage, worauf der DFB künftig mehr Fokus legen sollte, schneidet der Bereich „Amateurfußball“ mit einem Durchschnittswert von 4,2 ab – und landet damit auf dem ersten Platz, noch vor „Trainer*innen-Ausbildung“ und „Schiedsrichter*innen“.
Klar, unsere Umfrage ist nicht repräsentativ. Aber unter den 100 Befragten sind ausgewiesene Kennerinnen und Kenner des deutschen Fußballs, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus dem Profilager, Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Medien oder Politik und Menschen, die ehrenamtlich Amateurvereinen vorstehen. Das ergibt ein gutes Gesamtbild.
Wie ein roter Faden zieht es sich durch die Ergebnisse, dass sich die Befragten eine Stärkung des Amateurfußballs wünschen (hier finden sich alle Ergebnisse im Überblick). Aus meiner Sicht bedeutet das: Hier muss der DFB noch mehr Energie reinstecken, um den Erwartungen in seinem Umfeld gerecht zu werden. Dann kann der Imagegewinn rund um die EM 2024 nachhaltig sein.