Hartplatzhelden-Kolumne #98: Franz Forstner war seit 2006, also unglaubliche 18 Jahre lang, Trainer des Münchner Kreisklassisten SC München. Dann hat sich der Verein von ihm getrennt – per E-Mail. Ein Interview von MICHAEL FRANKE
Bei der jährlichen Mitgliederversammlung stellte die Erste Herrenmannschaft des Vereins einen Antrag zur Abstimmung, in dem über die Verlängerung des Trainervertrags von Franz Forstner abgestimmt werden sollte. Die Abstimmung ergab die Trennung (FuPa Oberbayern hatte berichtet). Ein ungewöhnlicher Vorgang. Wenn man die Person Franz Forstner genauer beleuchtet, wird das Ganze noch bemerkenswerter.
Hartplatzhelden: Servus Franz, danke, dass Du Dich für ein Gespräch zur Verfügung stellst. Bitte stell Dich kurz vor.
Franz Forstner: Mein Name ist Franz Forstner, am Fußballplatz aber gerne auch nur Fossi. Ich bin verheiratet und Vater einer Tochter. Ich bin Drucker von Beruf. Mit 4 wurde ich Mitglied beim SC München, mit 14 wechselte ich für ein Jahr zum FC Bayern. Dort wurde ich aber als zu klein befunden. Es folgten Wechsel zum TSV 1860 und zur Spvgg Unterhaching. Mit 18 kehrte ich zu meinen Freunden zurück zum SC München. Ich wurde schnell Kapitän der Ersten und mit 26 war ich plötzlich Spielertrainer. Bereits im ersten Trainerjahr gelang mir der Aufstieg in die Bezirksliga. Mit 34 wurde ich Ehrenmitglied beim SC München.
Hartplatzhelden: Wie kam es, dass Du nach den Jahren im hochklassigen Jugendbereich wieder zum SC zurückgekehrt bist? Das ist heute ja so, dass beim Ausscheiden aus dem NLZ eher der Weg zu so genannten „Sprungbrettvereinen“ gesucht wird.
Forstner: Damals gab es noch keine Nachwuchsleistungszentren (NLZ) wie heute. Ich begann meine Berufsausbildung und wollte einfach wieder mit den Freunden spielen und Spaß am Fußball haben.
Hartplatzhelden: Die Mitteilung über die Nichtverlängerung des Trainervertrags erreichte Dich per Mail. Nach 18 Jahren im Amt ist das eher eigenartig. Wie empfandest Du das?
Forstner: Die Mail kam sehr überraschend. Ich hatte zuvor eine Einladung zu einem Gespräch bekommen. Diese konnte ich aber wegen einer – mit dem Verein zuvor besprochenen – Auslandsreise nicht wahrnehmen. Und so erreichte mich kurz darauf die besagte Mail.
Hartplatzhelden: Hat sich diese Nachricht vorher irgendwie angekündigt?
Forstner: Es fand kein Gespräch zuvor statt. Die Mail der Mannschaft, die die Nichtverlängerung meines Trainervertrags beantragte, ging im Vorfeld der Mitgliederversammlung bei mir ein. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass einem der Spieler die Satzung und dieser Weg der Nichtverlängerung meines Vertrags bekannt war. Ich gehe davon aus, dass Vorstandsmitglieder in die Sache involviert waren. Die Abstimmung bei der Versammlung endete mit 34:27 Stimmen für meine Ablösung (bei 20 Enthaltungen). Das hat mich nach dieser langen Zeit im Verein brutal enttäuscht. Zumal ich regelmäßig auch privat mit Spielern Kontakt hatte. Nie haben die Probleme oder Unzufriedenheit angesprochen. Zwei Tage nach der Versammlung wurde ich als Trainer entlassen. Daraufhin legte ich sofort mein Amt als Abteilungsleiter nieder und kündigte auch meine Mitgliedschaft.
Hartplatzhelden: Wie ordnest Du die Vorgänge nun mit ein paar Monaten Abstand ein?
Forstner: Der SC bleibt immer mein Herzensverein. Zu viele Erlebnisse und Menschen verbinde ich mit dem Verein. Ich habe heute viel mehr Zeit für andere Dinge. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Meine Frau aber auch (lacht). Ich bin wesentlich häufiger zuhause als sie es gewöhnt war. Sie kannte es ja nie anders. Mir geht es heute gut. Aber die Sache nagt auch noch sehr an mir.
Hartplatzhelden: Gab es mittlerweile mit etwas Abstand noch ein Gespräch mit Spielern oder Verantwortlichen?
Forstner: Nein. Wenn ich jemanden treffe, grüßt man sich. Das wars. Irgendwie schon sehr traurig nach der langen Zeit. Vor allem enttäuscht mich, dass keiner meiner Spieler mehr ein Gespräch mit mir suchte.
Hartplatzhelden: Lieber Franz, danke für das Gespräch. Ich bin sehr gespannt, wie es bei Dir weitergeht.
Forstner: Danke dir.
Anmerkung: Das Gespräch fand Ende 2024 statt. Seit dem 1. Januar ist Franz Forstner Trainer der Ersten Mannschaft des Münchner Kreisklassisten FC Perlach.
Foto von Fachry Zella Devandra auf Unsplash