Informiert zu sein, ist für Vereine Geld wert

Viele Vereine, selbst in der Bundesliga, vertrauen in Rechtsfragen ihrem Bauch oder ihrem befreundeten Anwalt. Das ist nicht klug, sie sollten sich von Experten beraten lassen. Von FABIAN REINHOLZ

Sportrecht ist sehr facettenreich und wird immer wichtiger, auch im Amateurfußball. Daher rate ich allen Vereinsvertretern: Seid schlau, lasst Euch gut beraten! Wissen schadet nie.

Zurzeit zum Beispiel wird in vielen niederklassigen Ligen verhandelt, ob die Saison abgebrochen oder irgendwann fortgeführt wird. Klar ist auch nicht immer, nach welchen Kriterien ein Verein auf- oder absteigt. Da gehen die Interessen schnell mal auseinander. Man muss nicht immer gleich vor Gericht ziehen, auch wenn das in Bayern wohl einige tun. Aber vorab seine juristischen Möglichkeiten prüfen zu lassen, ist eine gute Grundlage für Entscheidungen mit Tragweite. Und zwar vor den Diskussionen und Verhandlungen etwa mit dem Verband und vor einem Saisonende – nicht erst, wenn es zu spät ist.

Andere aktuelle Beispiele, die belegen, dass auch das Vereinsleben in einem Rechtsrahmen stattfindet: Wie darf ein Verein reagieren, wenn sich ein Mitglied rechtsextrem äußert oder verhält? Kann man das ahnden, das Mitglied gar rauswerfen? Wann ist eine Äußerung überhaupt rechtsextrem? Oder wie hätten sich Vereine gegen Druck wehren können, den der Bayerische Fußballverband im Video-Streit auf sie ausgeübt haben soll? Das kann ja auch auf andere zukommen. Als Verein informierter zu sein, kann Geld wert sein.

In höheren Ligen spielt auch das Arbeitsrecht eine Rolle. Sind Clubs wie der SV Waldhof Mannheim oder sogar Union Berlin Spielern beim Thema Kurzarbeit oder Gehaltskürzung juristisch korrekt mit Spielern umgegangen? Und war das öffentliche Auftreten der Vereine klug?

Wenn schon im Profi- und Halbprofibereich teils unüberlegt oder emotional gesteuert agiert wird, kann ich mir vorstellen, dass auch bei den Amateuren oft sehr stark ergebnisorientiert entschieden wird. Ich empfehle aber, kühlen Kopf zu bewahren, bei wichtigen Entscheidungen nicht dem ersten Impuls nachzugeben, nur weil es eine einzig denkbare Lösung zu geben scheint oder weil die Öffentlichkeit oder das Umfeld eines Clubs dies gutheißt. Häufig empfiehlt sich auch, nicht irgendeinen Anwalt zu kontaktieren, nur weil der vielleicht ein verdientes Mitglied ist. Sportrecht ist ein Rechtsgebiet mit vielen Spezialthemen (Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht, Medienrecht, Werberecht, Kartellrecht, Vereinsrecht) und es gibt viele spezialisierte Anwälte, die in diesen Fragen ausgezeichnet beraten können.

Mir ist schon klar, dass sich nicht alle Vereine Rechtsabteilungen leisten können. Die Bundesligaclubs sicherlich, aber selbst von denen beschäftigen nicht alle Hausjuristen. Vereine könnten sich aber bei wichtigen Fragen mit zusammentun und eine Gemeinschaftsberatung in Anspruch nehmen. Anwälte kleben nicht nur am Schreibtisch, sie sind flexibler, als man denkt, die meisten zumindest. In Fürth habe ich vor ein paar Jahren für die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg einen Workshop gegeben, an denen Vereine aus der Bundesliga, aber auch der Kreisliga teilnahmen. Das tun andere Juristen ebenfalls, es gibt in Deutschland inzwischen viele Kanzleien, die sich auf Sportrecht konzentrieren.

In erster Linie will ich hier nicht Werbung für mich machen, sondern für das Thema Rechtsberatung im Sport, den auch meine Expertise im Sportrecht ist nicht grenzenlos. Ich habe mich bislang ohnehin meist mit dem Profisport beschäftigt, aber ich möchte nun mein Spektrum erweitern. Daher bin ich auch auf Ihr Feedback angewiesen, liebe Leserinnen und Leser. Welche Rechtsfragen beschäftigen Sie? Haben Sie Anregungen für mich? Schicken Sie mir gerne Ihre Fragen an info@hartplatzhelden.de.

Fabian Reinholz

Fabian Reinholz

Fabian Reinholz ist Sportrechtsexperte der Berliner Kanzlei Härting Rechtsanwälte.

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