Nach dem DFB-Bundestag und der Wiederwahl Bernd Neuendorfs: Was muss der Verband jetzt tun, um Ehrenamt, Vielfalt und Vereinsleben zu retten?
Am vorigen Freitag fand der Bundestag statt, die wichtigste Zusammenkunft des DFB. Die wichtigste Nachricht: Bernd Neuendorf wurde als Präsident wiedergewählt. Wir gratulieren. Naturgemäß stand auch für die Basis einiges auf dem Spiel. Der DFB ist für uns da, wie in seiner Satzung steht. Tatsächlich haben viele Funktionäre betont, wie sehr ihnen der Amateurfußball am Herzen liege. Das ist erstmal lobenswert.
Auch über Geld wurde geredet. Es wurden verschiedene Summen genannt, mit der der DFB das Amateurlager angeblich finanziere und finanzieren werde. Manche Wortmeldung klang so, als würden bald Milch und Honig fließen. Aus den Zahlen und Rechnungen wird man aber nicht immer schlau. Das wollen wir Hartplatzhelden uns mal in nächster Zeit in Ruhe genauer anschauen. Wir melden uns, wenn wir mehr wissen.
Ich bleibe skeptisch, ob beim DFB Wort und Tat identisch sind, wenn es um Geld geht. So habe ich noch im Ohr, wie der Vizepräsident Amateurfußball in einer ARD-Doku vor ein paar Monaten ausschloss, kleine Vereine direkt zu fördern. Sein Argument: „Das Geld ist dann weg, und wir sind immer noch kein Weltmeister.“ Ein Satz, der die Prioritäten im DFB kaum anschaulicher ausdrücken könnte.
Zur Erinnerung: fast 20 Prozent der deutschen Sportvereine empfinden eine Krise des Ehrenamts, und das als existenzbedrohend. Jan Holze, Chef der Deutschen Stiftung Engagement und Ehrenamt, wies im Deutschlandfunk gerade darauf hin, dass der organisierte Sport sich verändern müsse, will er im Rennen um die Engagierten mithalten.
Doch selbst wenn der DFB den Landesverbänden die finanziellen Mittel für Fortbildungsmaßnahmen zur Verfügung stellt – sind diese in der Lage, den Vereine die richtigen Impulse für die Entwicklung des Sportvereins der Zukunft mitzugeben?
Diese Zukunft der 23.868 klassischen Breitensportvereine ist keineswegs sicher, zumal es vor zehn Jahren noch 25.324 waren, also fast 1.500 mehr. Wenn der Amateurfußball in noch größere Probleme gerät, schadet das auch den Profis. Und dem Zusammenhalt im Land.
Unabhängig davon, wie viel Geld zur Verfügung steht – hier ist meine Aufstellung für den Amateurfußball:
- Stärkung der Amateurvereine vor Ort durch qualifizierte und praxisnahe Vereinsberatung
- Förderung und Anerkennung des Ehrenamts im Amateurfußball
- Ausbau des Mädchenfußballs und der Amateurstrukturen im Frauenfußball
- Eine authentische Kampagne zur besseren Sichtbarkeit des Amateurfußballs
- Der DFB muss in der Wirtschaft für Unterstützung der Basis werben
- Mehr Vielfalt, Durchlässigkeit und Repräsentation des gesamten Fußballs in den Gremien
- Unterstützung des Kinder- und Jugendfußballs in klassischen Amateurvereinen
- Förderung der Schiedsrichterausbildung in der Breite
- Vertretung aller Menschen – unter Einbeziehung aktiver Sportlerinnen verschiedenster Gruppen
- Aktive Unterstützung im Kampf gegen Diskriminierung und für Diversität
- Stärkere Lobbyarbeit für eine angemessene sportliche Infrastruktur der Amateure
Auf der Einwechselbank: mehr Partizipation, Stärkung demokratischer Strukturen, günstigere Fortbildungen, intensivere Medienarbeit für den Amateurfußball, Unterstützung des Fußballs in den neuen Bundesländern und ländlichen Regionen.
Das enorme Potenzial des Amateurfußballs muss endlich besser genutzt werden. Das zeigt erneut die aktuelle Studie „Wir sind Fußball“ der Fachhochschule Ansbach (beteiligt: Hartplatzheld Tim Frohwein).
Dass zum Beispiel der Sport in Deutschland noch immer keine kommunale Pflichtaufgabe ist, bleibt unverständlich. In kaum einem anderen Bereich verbinden sich körperliche Gesundheit, psychisches Wohlbefinden und Demokratiebildung so unmittelbar. Solange die Politik daraus keine Konsequenzen zieht, muss es eine zentrale Aufgabe des DFB sein, dieses Bewusstsein bei politischen Entscheidungsträgern zu stärken.
Auch wenn uns interessierte Kreise weismachen wollen, Fußball und Politik hätten nichts miteinander zu tun, bleiben wir beim Motto der letzten Hartplatzhelden-Konferenz: „Wer den Amateurfußball stärkt, stärkt die Demokratie!“

