Der Umgang mit Eltern kann zu Frust führen. Doch wenn man sie gut informiert und klug einbindet, erleichtern sie die Vereinsarbeit ungemein. Von SUSANNE AMAR

Wie viele Eltern bin auch ich unwissend mit unserem Sohn in den Kinder-und Jugendfußball gekommen, hatte keine Ahnung von Vereinsstrukturen und Ehrenamt. Noch heute geht es vielen Eltern ähnlich, dabei könnten sie bereits mit niedrigschwelligen Interaktionen zu kompetenten Partnern gemacht werden.

Als wir unseren Sohn mit 6 Jahren im Fußballverein anmeldeten, dachte ich, es gibt den Trainer, den Vorstand (mit verschiedenen Aufgaben betraut) und den Platzwart. That’s it. Denn das waren die Leute, die ich am Platz gesehen habe, wenn unser Sohn trainiert oder gespielt hat. Dass viel mehr Menschen im Hintergrund arbeiten und sie dieses Engagement größtenteils ehrenamtlich leisten, habe ich erst über die Jahre erfahren.

In meiner Arbeit treffe ich auf viele Eltern, denen es ähnlich ergeht wie mir damals, und das ist nun fast zwanzig Jahre her. Und ich treffe auf viele Vereine, die klagen, dass sich die Eltern weder in die Vereins- noch in die Mannschaftsarbeit einbringen. Dabei gibt es Wege, beide Welten in Verbindung zu bringen, um gemeinsam bestmögliche Bedingungen für die Kinder und Jugendlichen zu schaffen. Denn um die geht es, um die sollte es in diesem Ballsport gehen.

Um in die Zusammenarbeit mit den Eltern zu kommen, sind zwei Fragen besonders wichtig, die sich jeder Verein zu Beginn stellen und ehrlich beantworten sollte. Denn beide sind die Basis für eine erfolgreiche Umsetzung:

1. Willst du als Verein mit den Eltern zusammenarbeiten?
Um diese Frage zu beantworten, hilft es, das Potenzial der Eltern zu (er-)kennen.

In Deutschland gib es Stand 2023 etwa 2,2 Millionen Spielerinnen und Spieler, die in gut 24.000 Vereinen spielen. Stellen wir ein kleines Rechenbeispiel an: Wird nur jedes zweite Kind von einem Elternteil unterstützt, sprechen wir noch immer von etwa einer Million Vätern und Müttern. Eine beeindruckende Zahl. Diesen „Rohdiamanten“ lassen viele Vereine links liegen.

Ist der Wunsch geweckt, Eltern ins Boot zu holen, und hat der Verein entdeckt, dass Eltern ihn in der Arbeit unterstützen können, ist der erste Baustein gelegt, auf der die Zusammenarbeit aufgebaut werden kann.

2. Was ist der Gewinn, wenn ihr mit Eltern zusammenarbeitet?
Veränderungen brauchen immer Investitionen: zeitlich, finanziell, personell. Und sie müssen attraktiv sein. Damit wir in den Prozess gehen, ist es daher wichtig, dass wir vorher wissen, was wir davon haben und den Mehrwert kennen.

Wie gesagt, Eltern sind keine Experten im Kinder- und Jugendfußball. Doch beobachte ich immer wieder, dass das von Trainerinnen, Jugendleitungen und Vereinsfunktionären oft vorausgesetzt wird. Leider führt die Annahme, Eltern wüssten schon, was auf sie zukommt, wenn sie ihr Kind im Verein anmelden, leicht zu Enttäuschungen und Frust, da bestimmte Erwartungen nicht erfüllt werden. Häufig treffen konträre Wünsche von Verein und Eltern aufeinander, die durch den unterschiedlichen Wissensstand, die Perspektive, Bedürfnisse und Ziele ein Miteinander erschweren. Denn nur wer weiß, was von ihm/ihr gewünscht wird, kann Erwartungen erfüllen oder sich (bewusst) dagegen entscheiden. Das gilt für die Tätigkeiten innerhalb des Vereins wie solche in der Mannschaft.

Daher ist es wichtig, Eltern ausreichend und transparent über die Arbeit und den Bereich, in dem sie unterstützen sollen, zu informieren. Das kann ein Handout mit Basiswissen zum Fußball sein, die Elternseite auf der Vereinshomepage oder eine Onboarding-Mappe.

Damit bieten Vereine Eltern transparente Informationen und eine Struktur, wodurch sie Orientierung erhalten. Je besser sie das System kennen, in dem sich ihr Kind teils viele Stunden pro Woche aufhält, desto sicherer fühlen sie sich und vertrauen Trainern und Trainerinnen und Verein. Für viele die Voraussetzung, aktiv zu werden und ebenfalls ins Hobby ihres Kindes zu investieren. Denn die meisten Eltern möchten, dass es ihrem Kind gut geht, dass es glücklich ist bei dem, was es macht.

Die Befriedigung dieses Bedürfnisses hilft Vereinen, die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zu verdeutlichen. So sehen beide Seiten – Verein und Eltern – wie Gewinn und Investitionen in Zusammenhang miteinander stehen, sodass der Kinder- und Jugendfußball für alle mehr Spaß und Entspannung statt Frust und Stress ist. Gleichzeitig stärkt und unterstützt das Miteinander das Ehrenamt im Amateursport.

Ich weiß, dass der Einstieg in die Elternarbeit zu Beginn eine Herausforderung sein kann. Daher mein Rat an die Vereine: Wählt kleine, umsetzbare Ziele, holt euch Unterstützung innerhalb und außerhalb des Vereins und seid geduldig mit euch und den Eltern. Im Fußball benötigt auch jede neue Taktik eine gute Vorbereitung und Zeit, um erfolgreich umgesetzt zu werden. So ist es auch in der Zusammenarbeit mit den Spielereltern.

Foto von Kenny Eliason auf Unsplash