Am 23. Mai 2025 hat die Hartplatzhelden gGmbH im Amplifier in Berlin ihre erste Amateurfußball-Konferenz HARTPLATZHELDEN 25 veranstaltet. Am Vormittag tauschten sich die gut 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Vereinen, Verbänden, Politik und Medien gruppenweise im World Café über diese Themen aus: Ehrenamtsgewinnung, Kinder- und Jugendschutz, Digitalisierung, Projektmarketing, Kinderfußball, Mädchenfußball und Infrastruktur.

Justus Schröer und Marcel Hager von FanQ und SpielerPlus stellten zudem eine Studie (‚Wie geht es dem Amateurfußball?‘) vor, aus der hervorgeht, dass Infrastruktur und die Gewinnung von Ehrenamtlichen die wichtigsten Themen in Amateurvereinen sind.

Studie, World Café und DFB-Vizepräsidentin auf dem Podium

Nachmittags fanden zwei Podien statt. Auf dem ersten diskutierten Arianit Besiri (Vize-Präsident Fußballverband Rheinland/Bürgermeister Morbach), Tina Winklmann (Sportpolitische Sprecherin der Grünen) und Michael Franke (Vorstand FT Gern München) über Mitsprache für Amateurvereine, moderiert von Journalist und Buchautor Christoph Ruf. Auf dem zweiten stellten sich Susanne Amar (Expertin für Kommunikation im Jugendfußball), Younis Kamil (Universität Brüssel/ROOTS Against Racism), Celia Šašić (DFB-Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität) und Rainer Schütte (Präsident Arminia Bielefeld), den Fragen der Moderatorin Tiziana Höll über Vielfalt im Ehrenamt.

Hartplatzhelden-Awards für Almuth Schult und Maja Wallstein

Anschließend interviewte die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein den deutschen Ehrenspielführer Philipp Lahm, der zurzeit Co-Trainer der D-Jugend der FT Gern ist. Lahm unterhält selbst, gemeinsam mit Celia Šašić, eine Initiative für Amateurfußball: ‚treffpunkt verein‘.

Als weiterer Höhepunkt folgten zwei Ehrungen. Almuth Schult und Maja Wallstein wurden mit dem Hartplatzhelden-Award ausgezeichnet, die ehemalige Nationaltorfrau für ihre Verdienste um Gleichstellung im Fußball, die SPD-Bundestagsabgeordnete und Schiedsrichterin für ihre Dienste an der Pfeife. Zum Abschluss kommentierte Ewald Lienen, in Höchstform, die schönsten und lustigsten Videos aus der Bezirksliga.

Das sind die 15 Kernbotschaften der Konferenz:

  1. Wer den Amateurfußball stärkt, stärkt die Demokratie. Er ist das ideale, vielleicht das beste Mittel zu diesem Zweck.
  2. Das ist auch eine Botschaft an die deutsche Wirtschaft.
  3. Das Ehrenamt im Breitensport wird auch künftig weiterhin kostenlose und wertvolle Sozialarbeit leisten. Es ist wichtig für den Zusammenhalt in unserem Land. Die Politik muss nun ihren Worten Taten folgen lassen und es besser fördern.
  4. Zugleich muss die Basis ihre Forderungen an die Politik selbstbewusst formulieren: Seid laut und betreibt gesunden Lobbyismus!
  5. Nicht die Strukturen müssen verändert werden, sondern die Menschen darin müssen sich verändern und die Interessen der Amateure stärker unterstützen.
  6. Vereine haben das Gefühl, dass es ihnen an Möglichkeiten zur Beteiligung und Mitsprache fehlt. Sie fühlen sich politisch nicht vertreten.
  7. Bevor man mit der Digitalisierung beginnt, muss man sich im Klaren sein, was man damit erreichen will. Es handelt sich nicht um die Umsetzung von Papier ins Digitale.
  8. Das Hauptamt kann ein Träger des Ehrenamts sein. Noch mehr, wenn Vereine lernen, miteinander zu kooperieren. Sie können sich Management-Aufgaben teilen.
  9. Wertschätzung ist die wichtigste Währung für die Ehrenamtlichen.
  10. Ein Weg, den Mädchenfußball zu fördern: wenn (Männer-)Bundesligavereine benachbarte Amateurvereine mit Frauenabteilung stärker unterstützen.
  11. Die Politik sollte den Kinder- und Jugendschutz besser finanzieren, die Kreisfachverbände Fußball eine Ansprechstelle schaffen, aber auch viele Vereine können ihn ernster nehmen. Überhaupt, Kinder und Jugendliche kann man in Entscheidungen einbinden.
  12. Das Ehrenamt darf nicht romantisiert werden. Es kann auch mit Privilegien verbunden sein.
  13. Die Glaubwürdigkeit des Amateurfußballs wäre noch größer, wenn nicht selbst in der Kreisliga Prämien gezahlt werden.
  14. Das Staatsministerium für Sport und Ehrenamt ist ein guter Anfang.
  15. Kommunen sollten von der Legislative dazu gezwungen werden, Sportstätten zu erhalten und zu bewirtschaften.

„Es wird die künftige Aufgabe sein“, sagt Tim Frohwein, Fußballsoziologe, Buchautor und einer der Gesellschafter der Hartplatzhelden gGmbH, „die Kernbotschaften in konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik zu übertragen.“

Zitate der Konferenz

„Die Kreisliga ist der Maschinenraum der Demokratie.“ (Arianit Besiri, Vize-Präsident Fußballverband Rheinland/Bürgermeister Morbach)

„Es ist Demokratieförderung, was an der Basis geleistet wird.“ (Philipp Lahm, Fußball-Weltmeister 2014)

„Es wäre schön, wenn die Landesverbände uns vertreten. Da ist noch Luft nach oben.“ (Michael Müller, Präsident des Fußballkreises Altmark Ost)

„Aus der Politik kam zuletzt zu wenig für das Ehrenamt.“ (Tina Winklmann, Sportpolitische Sprecherin der Grünen)

„Bei der Gewinnung Ehrenamtlicher gilt es auch, nicht ausgeschöpfte Potenziale zu heben. Das betrifft beispielsweise Frauen.“ (Celia Šašić, DFB-Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität)

„Fußballvereine sind keine Verwahranstalt für eure Kinder, liebe Eltern!“ (Rainer Schütte, Präsident Arminia Bielefeld)

„Wir wollen in der Politik Gehör finden. Und wir wollen, dass die Gesellschaft uns besser versteht.“ (Michael Franke, Vorsitzender der FT Gern)

„Man sollte Frauen nicht nur fragen, ob sie den Kuchen fürs nächste Heimspiel backen. Sie können auch Mannschaften trainieren und Vereine führen.“ (Susanne Amar, Expertin für Kommunikation im Jugendfußball)

„Der deutsche Fußball ist vor allem männlich und weiß. Das liegt auch, aber nicht nur an Hürden, die außerhalb des Fußballs liegen, nämlich in der Gesellschaft. Nicht jeder und jede in Deutschland kann sich ein Ehrenamt leisten.“ (Younis Kamil, Universität Brüssel/ROOTS Against Racism)

„Die Hartplatzhelden haben mit dieser Konferenz eine wichtige Initiative angestoßen, die ich sehr gerne unterstütze. Was würde unser Land ohne die wertvolle Arbeit im Ehrenamt machen?“ (Katrin Müller-Hohenstein, Moderatorin ZDF-Sportstudio)

Dank an Stiftungen und Unterstützer

Wir bedanken uns für die Unterstützung der Konferenz bei unseren Sponsoren: Philipp Lahm-Stiftung, Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, Neumarkter Lammsbräu, Rasenreich, McArena. Und bei all unseren Gästen für den interessanten und inspirierenden Tag. Von ihnen nehmen wir ein einstimmiges Feedback: bitte die Konferenz im nächsten Jahr wiederholen.

Wir Hartplatzhelden sind die Stimme des Amateurfußballs. Unser Zweck ist es, Vereinen das Leben zu erleichtern und ihren Wert für die Gesellschaft hervorzuheben. Hier haben sich Menschen zusammengetan, die sich seit Jahrzehnten in Fußballvereinen ehrenamtlich engagieren, die sich journalistisch, wissenschaftlich und juristisch mit dem Breitensport auseinandersetzen oder NGO-erfahren sind. Eine Gesellschafterin arbeitet in einem Bundesligaverein. Die Partner der Hartplatzhelden sind das ZDF, FuPa und die Philipp Lahm-Stiftung.