Uns gibt es schon lange, doch jetzt sind wir gemeinnützig. Über den Fußball fördern wir die Gemeinschaft und das Gemeinwohl. Macht mit, denn am wertvollsten ist Sport noch immer im Verein. Von STEFFEN WENZEL und OLIVER FRITSCH

Die Hartplatzhelden gibt es rund zwanzig Jahre. 2006 haben wir beide sie als Videoportal und als GmbH gegründet. Unser Ziel war eine Kreisliga-Sportschau. Wir wollten dem Amateurfußball mehr Sichtbarkeit schenken. Dafür wollten wir eine Redaktion finanzieren und verhandelten auch mit einem großen Medienhaus über einen Einstieg. Unsere Pläne haben nicht ganz hingehauen, was auch mit einem Gerichtsprozess zu tun hat, den ein DFB-Landesverband gegen uns geführt hat. Aber uns gibt es noch, was wir mal als Erfolg verbuchen. Vielleicht kennen Sie die Hartplatzhelden von der ZDF-Torwand.

2024 haben wir die GmbH in eine gGmbH gewandelt. Dieses kleine g ist  kein kleiner Unterschied. Wir sind nämlich jetzt gemeinnützig.

Seit 2006 hat sich einiges verändert, die Zeiten sind andere. Wir leben in Krisen, unsere Gesellschaft polarisiert sich. Populistische Parteien gewinnen an Zustimmung. Unsere freie Art, wie wir zusammenleben, ist in Gefahr. Unsere Demokratie ist in Gefahr. Unser Land braucht mehr Zusammenhalt, mehr Sinn fürs Gemeinwohl.

Das hieß auch für uns Hartplatzhelden: Start up war 2007. Seit 2024 sind wir gemeinnützig und haben sechs weitere, engagierte Gesellschafterinnen und Gesellschafter gefunden, die sich verbindlich für unsere Sache engagieren. Ihnen haben wir gerne unsere Anteile geschenkt.

Unser Stoff eignet sich hervorragend für diesen Zweck. Sport leistet enorm viel für die Gesellschaft. Wovon wir nämlich überzeugt sind: Im Fußballverein, insbesondere im Amateurbereich, wird Zusammenhalt gelebt, das Gemeinwohl gefördert. Der Verein ist eine urdemokratische Institution. Er ermöglicht und verhandelt Teilhabe, Chancengerechtigkeit, Integration, Erziehung. Teil davon zu sein, heißt: seinen Platz finden in einer Mannschaft, in einem Verein, in einer Gemeinschaft.

Das heißt auch: Auf dem Platz muss sich jeder an die gleichen Regeln halten. Im Fußball kann sich jede aber auch selbstentfalten und auf verschiedenste, diverseste Art ihr Talent einbringen. Der Fußball ist eine ziemlich gute Miniatur unseres Zusammenlebens. Man muss sich in ein Gefüge und in ein Regelsystem einordnen, kann jedoch auch viele Freiheiten ausleben. Wir haben beide, als wir jung waren, den Dorfverein als Sozialisationsinstanz erlebt. Steffen bei der SG Ehringshausen, ich beim TSV Laufdorf.

Mehr als 24.000 Vereine gibt es in Deutschland. Jede Woche finden zigtausende Spiele unter der Obhut des DFB statt. Der Laden läuft – weil so viele Menschen mitmachen. Einerseits. Andererseits gibt es unbestreitbar Probleme. Für viele Vereine wird es immer schwerer, Ehrenamtliche zu finden. Es fehlt Geld. Immer mehr Eltern sehen in einem Verein einen Dienstleister, der dem Kind eine Profikarriere ebnet. Und die Zahl der Vereine nimmt ab. Es gibt also einiges zu diskutieren, zu reformieren, zu verbessern.

Wir Hartplatzhelden möchten die Stimme des Amateurfußballs sein. Eine unabhängige Stimme, eine kritische, eine freie, eine kooperative. Wir verstehen uns als Plattform, das Meinungen sammelt, Diskussionen anstößt und Botschaften an Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Verbände adressiert. Wir schreiben Kolumnen und nehmen Podcasts auf. Darin beleuchten wir die Sorgen und Nöte der Vereine, suchen nach Lösungen, feiern freilich auch die schönen Geschichten aus dem Vereinsheim.

Und wir halten eine Konferenz ab: am 23. Mai 2025 in Berlin. Zu der Konferenz HARTPLATZHELDEN 25  sind alle Vertreterinnen aus dem Amateurfußball eingeladen und alle, die das Vereinsleben fördern wollen. Wir suchen Verbündete für den Amateurfußball. Celia Sašić, die DFB-Vizepräsidentin, der Ehrenspielführer Philipp Lahm, sind bereits Verbündete. Sie haben selbst eine Initiative für den Amateurfußball gegründet: treffpunkt fußball.

Das ist natürlich wunderbar, wenn erfolgreiche Profis ihre Wurzeln nicht vergessen. Sie werden ebenso an der Konferenz teilnehmen und mitdiskutieren wie Katrin Müller-Hohenstein vom ZDF und Rainer Schütte, der Präsident von Arminia Bielefeld. Wir machen das nicht top down. Unsere Aufgabe ist es, zuzuhören und Anliegen in zeitgemäße Sprache zu übersetzen, eine Plattform zu bieten. Am Ende der Konferenz wird ein Manifest stehen, das wir an die Politik und die Öffentlichkeit richten. Es muss dem Titel der Konferenz gerecht werden: „Wer den Amateurfußball stärkt, stärkt die Demokratie.“

Wir haben beide Hauptberufe. Steffen als Sozialunternehmer, Oliver als Sportjournalist der Zeit. Die Hartplatzhelden sind unser Ehrenamt. Wir haben uns Ehrenamtliche an unsere Seite geholt, die von der Sache noch viel mehr verstehen als wir. Ute Groth von der TUSA Düsseldorf, Gerd Thomas vom FC Internationale Berlin, Michael Franke von der FT Gern und Tim Frohwein, der die Initiative Mikrokosmos Amateurfußball gegründet hat. Alle sind Mitgesellschafter der Hartplatzhelden gGmbH. Aus dem Profifußball konnten wir Katharina Fritsch vom 1. FC Nürnberg gewinnen. Gut, dass Fabian Reinholz an Bord ist, unser Anwalt, der 2010 für uns den Prozess vor dem Bundesgerichtshof gewonnen hat.

Noch eine Beobachtung über den Zeitgeist. Sport kann viel Gutes leisten. Bewegung macht uns gesünder, lässt uns länger leben. Fitnessstudios boomen, Ratgebertexte zur Selbstachtsamkeit auch. Dagegen ist nichts einzuwenden. Noch wertvoller als im Privaten und in der Privatwirtschaft ist Sport, wenn er gesellschaftlich verankert ist. Wenn er das Mit- und Füreinander, die Solidarität stärkt. Das geht am besten im Sportverein. Neudeutsch ausgedrückt: Soziale Nachhaltigkeit ist dort der Purpose. Und für andere da zu sein, kann einem auch selbst viel geben und länger leben lassen. Wenn diese Konferenz ein paar Leute motiviert, sich ehrenamtlich zu beteiligen, ob im Sport oder anderswo, wäre sie schon ein Erfolg.

Wir Hartplatzhelden haben nämlich eins verinnerlicht. Wir wollen nicht nur etwas von denen „da oben“ fordern. Wir wollen auch selbst einen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft leisten. Die Frage, die sich uns allen stellt, lautet jetzt: Was kann man für seine Mitmenschen, sein Dorf, seinen Stadtteil, sein Land tun? Unsere Antwort: sich für andere engagieren und das Gute, das überall passiert, sichtbar machen, damit es Vorbild für viele andere wird. Diese gemeinnützigen Tätigkeiten werden unsere Aufgabe in den nächsten Jahren sein.

Bild oben: Fabian Reinholz, Oliver Fritsch, Steffen Wenzel