Sehr geehrter Herr Bürgermeister Müller, sehr geehrter Herr Sportsenator
Geisel,
die Politik in Berlin hat entschieden, dass die Vereine Fußballtraining bis 12 Jahre durchführen dürfen. Wir freuen uns für die Kinder, auch wenn die Absenkung des von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Alters von 14 auf 12 Jahre für uns unverständlich ist.
Wir hätten uns gewünscht, auch den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu ermöglichen, sich legal unter der Aufsicht ihrer Coaches zu bewegen. Sie klettern nun wieder „illegal“ über die Zäune, werden in die Parks und auf die Bolzplätze getrieben, wo Auseinandersetzungen mit der Polizei und dem Ordnungsamt drohen. Besser wäre es gewesen, auch für sie die Plätze zu öffnen, so dass sie im Training unter Obhut der Vereine Sport treiben können.
Die Sozialarbeit legt ein Augenmerk auf die Altersgruppe von 14 bis 27, in dieser prägenden Phase werden wesentliche Grundlagen für das weitere Leben gelegt. Seit Monaten sind diese jungen Menschen ohne sportlichen Ausgleich. Wir hören von vielen Unverständnis, andere sind längst in der Antriebslosigkeit angekommen. Arbeitsmarktexperten und Sozialmedizinerinnen schlagen Alarm, denn nicht nur körperlich, auch psychisch drohen Schäden. Viele junge Menschen leiden massiv unter Bewegungs- und Kontaktmangel, nicht wenige befinden sich in psychologischer Betreuung, es kursiert schon der Begriff „Generation Corona“. Der Fußball könnte helfen, die Einschränkungen in dieser Gruppe der oft noch nicht in den „Erwerbs-, Bildungs- und Sozialsystemen“ Angekommenen zu verringern und den (teuren) Langzeitfolgen entgegenzusteuern.
Wir nehmen die Pandemie nicht auf die leichte Schulter, aber uns darf das Schicksal der jungen Menschen nicht egal sein. Auch wenn auf die vielen Ehrenamtlichen noch mehr Arbeit zukommen wird: Wir Erwachsenen haben die Pflicht, unterstützend einzugreifen! Und wir wollen diese Aufgabe im Sinne unserer jungen Mitglieder gerne wahrnehmen. Besonders im Fokus stehen die finanziell benachteiligten jungen Menschen, von denen es in unseren Vereinen viele gibt. Gleichwohl wäre es töricht, die leidenschaftlichen Ehrenamtlichen die Probleme alleine ausbaden zu lassen. Wir müssen uns auch um die Unterstützung der Jugendleitungen und Coaches kümmern, nicht nur auf die Rettung großer Konzerne. Wir haben einige Ideen, wie wir Jugendlichen und junge Erwachsenen mit Hilfe des Fußballs helfen können. Bitte glauben Sie uns: Die Vereine werden verantwortungsvoll mit dem Virus umgehen.
Beziehen Sie die Praktikerinnen von der Basis ein. Wir würden der Politik in Berlin gerne erläutern, warum eine kontrollierte Öffnung für die Jugend und die jungen Erwachsenen richtig ist und warum es dem Wohl der gesamten Berliner Bevölkerung entgegenkommt. Reden Sie mit uns!
Mit sportlichen Grüßen
Bernd Fiedler (SFC Stern 1900 Berlin) und Gerd Thomas (FC Internationale Berlin)
Gerd Thomas
Gerd Thomas ist seit 2017 Erster Vorsitzender (seit 2003 im Vorstand) des FC Internationale Berlin. 2013 zeichnete der DFB den Verein mit dem Integrationspreis aus.