Lange haben wir gezögert, und ich weiß gar nicht mehr so richtig warum. Ab sofort bietet unser Verein jedenfalls auch Mädchen die Chance auf das coolste Spiel der Welt.
Bald gibt es etwas Neues bei uns: Mädchenfußball bei der FT Gern, in der neuen Saison geht es los. Seit Jahren spukte das Thema durch einige Köpfe in meinem Verein, darunter meinen eigenen. Das hörte sich immer gut an, und den Mädchen einen Raum für das coolste Spiel der Welt zu bieten, war eigentlich eine logische Sache.
Doch scheiterten wir lange am klassischen Ballungsraumdilemma. Viele Kinder, wenig Platz und keine mädchengerechte Infrastruktur. Die Logik des Mangels.
Die Mädchen mussten draußen bleiben, damit die Buben möglichst optimal trainieren und spielen können. Zumal dazu noch das Problem kam, dass man angeblich einen eigenen Umkleide- und Sanitärbereich benötigen würde. Das war lange das Ende aller Diskussionen. Denn es ging wie so oft um Geld. Und großen zusätzlichen ehrenamtlichen Aufwand. Zeit und Geld – die ewigen Engstellen des Sports.
Daher frage ich mich auch in dem Moment, wo wir endlich loslegen mit den Mädchen: Warum war da eigentlich Schluss? Spätestens seit klar wurde, dass das Kabinen- und Sanitärthema gar nicht so groß war wie befürchtet, unsere Kindermannschaften sich in der Corona-Zeit daran gewöhnt haben, sich zuhause umzuziehen, hätten den Mädchen alle Türen offen gestanden. Dennoch blieb es lange schwierig.
Die Bedenken überwogen lange, weil wir zu kompliziert gedacht haben. Wie würde es werden, fragten wir uns, wenn es immer mehr Mädchenteams würden? Das wäre natürlich einerseits ein wünschenswerter Idealfall, aber organisatorisch sicher ein riesiges Problem, da sich aktuell bereits 26 Teams im Verein zwei Plätze teilen müssen.
Aber wie es so ist – Hartnäckigkeit setzt sich irgendwie dann doch durch. Nun lautet die Devise: Wir fangen einfach mal an und versuchen es. Probleme lösen wir dann, wenn Sie auftreten, und zwar gemeinsam. Das könnte man als naiv bezeichnen. Ich nenne es mutig.
Siehe da: Zum ersten Training Altersklasse U6 vorige Woche kamen fünf Mädchen, zum zweiten schon zehn. Ein starker Start, der viel verspricht. Ich bin mir bereits jetzt sicher, dass sich unser Mut auszahlen wird in Form vieler Mädchen mit Spaß am Fußball und an der Gemeinschaft. Und durch eine steigende Vielfalt im Vereinsleben.
Vielleicht brauchen wir alle wieder etwas mehr Mut und Freude, etwas zu versuchen. Es gibt dabei nichts zu verlieren, sondern nur etwas zu gewinnen!