Wir kennen alle die Situation: Unsere Kinder brauchen einen Trainer, also fragen wir einen Vater. Aber halt, warum denken wir nicht einfach an das Naheliegende und fragen eine Mutter? Von MICHAEL FRANKE
Eine Situation, in der sich viele Vereine immer wieder befinden: Man will eine neue Jugendmannschaft gründen, hat aber keinen geeigneten Trainer parat. Und schon ist er da – der Reflex. Gibt’s denn keinen Spielervater, der das Amt übernehmen könnte? Und manchmal, fast immer klappt‘s am Ende doch irgendwie.
Aber halt. Warum fällt diese Frage fast nie: Gibt’s denn keine Spielermutter?
Inspiriert vom LinkedIn Text der heute aktiven Fußballtrainerin Carina Stenitzer vom FC Unterföhring habe ich mir bewusst gemacht, wie das meist läuft. Klar gibt es mittlerweile in vielen Vereinen Trainerinnen. Aber zumindest in unserem Verein sind diese Fälle eher dem Zufall geschuldet – und nicht unserer direkten Ansprache. Wir machen etwas falsch in der Akquise unserer Ehrenamtlichen: Wir übersehen die Hälfte der Menschheit.
Da ist es also wieder in voller Pracht, das Klischee der Männerdomäne Fußball. So alt, wie beständig. Dabei können wir es uns längst nicht mehr leisten, auf weibliche Trainer, Betreuer und Funktionäre zu verzichten. Und spätestens seit der Berufung von Sabrina Wittmann zur Cheftrainerin der Profimänner des FC Ingolstadt (Platz 5 in der 3. Liga) sollten die letzten Zweifler überzeugt sein.
Fußballahnung kennt kein Geschlecht.
Gerade im Kinderfußball geht es ohnehin um so viel mehr als Trainingslehre. Kinder brauchen vor allem positive Zuwendung, Fairness, Empathie und Wertschätzung. Und ohne wieder in Klischees zu rutschen – an diesen Eigenschaften existiert auf vielen Fußballplätzen der Republik enormer Bedarf.
Fasst euch ein Herz, liebe Männer, und fragt die Frauen! Fasst euch auch ein Herz, liebe Frauen! Traut euch, in Verantwortung zu gehen! Raus aus dem Schatten der Männer! Als Trainerinnen, als Betreuerinnen und als Funktionärinnen. Die Vereine brauchen euch.