Eine Kultfigur im Wandel der Zeit

Sie mähten den Rasen und stellten die Duschen heiß. Die Platzwarte hatten Macht. Heute werden sie ersetzt durch externe Facility-Manager, die Kosten verursachen. Von MICHAEL FRANKE

Jeder Kicker kennt ihn, zumindest aus den Anekdoten der Alten: den Platzwart der alten Schule. Platzwarte hatten Macht. Welche Kabine bekommen wir? Welcher Platz darf bespielt werden, welcher ist gesperrt? Ist der Rasen gemäht? Ist die Dusche heute wieder mal warm? Für all diese Fragen gab es einen Entscheider, den Platzwart. Ich bleibe bewusst bei der männlichen Form, weibliche Platzwarte gab es einfach nicht.

Die Platzwarte waren echte Tausendsassas. Sie mähten den Platz und lockerten die rote Erde. Sie reinigten Kabinen und Duschen. Sie markierten den Platz und steckten zur Krönung die Eckfahnen rein. Sie leerten Abfalleimer, reparierten die Gastherme der Dusche und dienten als Ansprechpartner für die Vereine. Viele Platzwarte hatten kleine Wohnhäuser auf den großen kommunalen Sportanlagen. Es war vor allem zu Zeiten des Spielbetriebs ein echter Rund-um-die-Uhr-Job. Der Mann war beschäftigt.

Irgendwann wurde alles anders. Nach und nach verwandelte sich der Tausendsassa zum telefonierenden Manager. Seine direkten Aufgaben nahmen ab. Arbeitssicherheit, Gewährleistungsrecht, Arbeitszeitgesetz usw. führten dazu, dass die Platzwarte auf den großen kommunalen Sportanlagen mittlerweile für jede Arbeit Dienstleister beauftragen und die der erteilten Aufträge überwachen. Die Platzwarte beschränken sich zunehmend darauf, die Anlage zu schließen und zu öffnen, sowie auf ihre Anwesenheit als solche.

Diese Umverteilung der Tätigkeiten führt zu viel höheren Kosten. Die Personal- und Wohnkosten bleiben, die Rechnungen der Dienstleister kommen hinzu. Dieses Effizienzdilemma ist der Stadt München nun aufgefallen. Denn eigentlich liegt es nahe, den nutzenden Vereinen die verbliebenen Aufgaben der Platzwarte zu übertragen. Unglücklicherweise wurde dieser Vorstoß aber mitten in die bisher größte Krise des Ehrenamts gelegt. Die Vereine bekommen die ureigensten Aufgaben kaum mehr mit Freiwilligen belegt. Wie sollen diese Arbeiten dann noch „on top“ übernommen werden?

Vielleicht ist das aber auch der richtige Zeitpunkt umzudenken. Warum sollte ein Facility-Manager eigentlich nur eine Anlage betreuen und nicht gleich mehrere? Warum soll das ehrenamtlich gemacht werden? Warum fährt die Kommune eine Friss-oder-stirb-Kommunikation, statt mit den Vereinen die Optionen vorab zu klären und Lösungen zu erarbeiten?

Den Platzwart der alten Schule braucht keiner mehr. Die zuverlässige Wartung und Pflege von Plätzen und Anlagen brauchen noch immer alle. Im Amateurfußball ist auch beim Thema Platzwart Kreativität gefordert.

Michael Franke

Michael Franke

Michael Franke ist Erster Vorsitzender der FT München-Gern. 2018 hat er die Interessengemeinschaft Sport in München mitgegründet.

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