Ein Ranking der mächtigsten Menschen im deutschen Fußball führt Amateurvertreter ganz weit hinten. Das ist schlecht für unsere Zukunft und muss sich ändern. Daher strebe ich ein Amt beim DFB an. Von GERD THOMAS

Die Sport Bild nominierte neulich „die 50 Mächtigsten des deutschen Fußballs“. Spielerberater, Bosse von Profiklubs, sogar Medienmenschen stehen hoch im Kurs. Ein echter, reiner Amateurvertreter findet sich erst an Position 38. Es ist der NOFV-Präsident und CDU-Politiker Hermann Winkler. Unser eigentlicher Mann, der 1. Vizepräsident Amateure Ronny Zimmermann, taucht in der Liste nicht auf. Die Jury nennt ihn „farblos“.

Von Winkler ist nicht mal klar, ob sich Deutschlands Amateurvereine von ihm vertreten fühlen. Er ist der Öffentlichkeit vor allem durch politische Aussagen bekannt. Vor Jahren bezeichnete er den ukrainischen Präsidenten despektierlich als ehemaligen Schauspieler. Dafür wurde er vom DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf (Rang 8) und einigen Kollegen öffentlich abgewatscht. Auch der Berliner Fußball-Verband nahm Stellung, Winklers Äußerungen stünden nicht im Einklang mit Werten des Verbands. Die taz betitelte Winkler pointiert als „Russlands Mann im DFB“.

Ein solches Ergebnis können wir nicht hinnehmen. Nicht das Ranking selbst ist inakzeptabel, die Sport Bild hat ja Recht, sondern die Gründe dafür. Der Amateurfußball hat in Deutschland kein Gewicht! 

Es braucht endlich eine stärkere Vertretung der Basis innerhalb des DFB. Viele Präsidenten der 21 Landesverbände haben den Kontakt zu den Geschehnissen auf den Kunstrasen und Hartplätzen verloren. Sie können die Sorgen, Nöte und Anliegen des Breitensports nicht verstehen. Wer einen Beweis dafür braucht, sollte die sich häufenden Berichte über den katastrophalen Zustand der sportlichen Infrastruktur und die Probleme des Ehrenamts lesen.

Wir Hartplatzhelden, die Stimme des Amateurfußballs, widmen uns den Themen schon viele Jahre. Auch im Jahr 2025 werden wir das tun, noch intensiver als zuvor. Denn es braucht eine laute, entschiedene, wahrnehmbare Vertretung der Fußballbasis. 

Mit meinem Freund Michi Franke von der FT Gern in München habe ich einen Plan entwickelt: Wir kandidieren beim nächsten DFB-Bundestag im Dezember offiziell für das Amt eines DFB-Vizepräsidenten – Schwerpunkt Amateure.

Falls wir gewählt werden, würden wir die Hälfte der Entschädigung für unser Ehrenamt in eine gemeinnützige Organisation oder einen Fonds einzahlen. Zudem würden wir die Aufgaben im Jobsharing angehen. Das hätte viele Vorteile, wir können:

–            bei unseren Vereinen bleiben und verlieren nicht den Kontakt zur Basis,
–            uns austauschen und gemeinsam Vorschläge einbringen,
–            Kräfte einteilen und dadurch effektiver arbeiten,
–            doppelt so viele Kontakte einbringen wie einer allein,
–            uns die Aufgaben in der Republik nach Nord und Süd aufteilen,
–            gemeinsam nach jüngeren Nachfolgerinnen suchen und diesen den Start erleichtern.

Doch es gibt noch einen formalen Haken: Wer nominiert uns? Die DFB-Satzung sieht nicht vor, dass Menschen aus freien Stücken kandidieren. Dadurch bleibt der real existierende Geheimzirkel unter sich. Die meisten Beschlüsse dürften einstimmig gefasst werden. Einigkeit ist nicht unbedingt schlecht, aber sie kann auch bedeuten, dass nicht mehr um Positionen und Strategien gerungen wird.

Völlig intransparent ist die Besetzung der Ausschüsse und Kommissionen. Die Landesverbände nominieren meist Leute, die nicht widersprechen. Im Beirat des Berliner Fußball-Verbandes sind wir Vereinsvertreter noch nie gefragt worden, welche Personen wir für welche DFB-Kommission empfehlen würden. Warum eigentlich nicht?

Der deutsche Fußball muss mehr Demokratie wagen, will er wirklich zu einer schlagkräftigen Gemeinschaft werden, die vereint auf Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Stiftungen zugeht. Jetzt wo die Politik bald in die Infrastruktur investiert, wird das nötig sein für „das größte Sozialprojekt der Republik“ (Hartplatzheld Michi Franke).

Genau für dieses brauchen wir Geld und Personal. Zum Beispiel für die Unterstützung der zunehmend belasteten Ehrenamtlichen im Verein, aber auch für die Sanierung der maroden Sportstätten. Wir müssen überregional Allianzen schmieden und die Kräfte bündeln, nach der Bundestagswahl erst recht.

Die Hartplatzhelden, die offen sind für jeglichen Input von außen, könnten den DFB dabei durchaus unterstützen. Warum das wichtig ist? Nur, wenn wir in allen Teilen der Republik unsere Forderungen vortragen, die Vereine hinter uns versammeln und unsere Bedürfnisse formulieren, werden wir Erfolg haben. Erst dann taucht der Amateurfußball in den Top 10 der Mächte-Rankings auf.

Am 23. Mai findet in Berlin die erste unabhängige Amateurfußball-Konferenz Deutschlands statt, organisiert von den Hartplatzhelden. Eingeladen sind alle, die sich ehrenamtlich im Sportverein engagieren, die sich sonst für das Thema interessieren, und die mitreden wollen. Die Teilnahme ist kostenlos. Special Guests sind die DFB-Vizepräsidentin Celia Šašić und der Weltmeisterkapitän Philipp Lahm, die sich ebenfalls für Amateurfußball engagieren. Mehr Infos zur Konferenz.