Ein Baum ohne gesunde Wurzeln wird bald sterben. Die DFL hat diese Weisheit offenbar vergessen. Vielleicht sieht sie die Wurzeln gar nicht.
Darauf lässt ihre jüngste Entscheidung schließen. Diese Woche hat sie eine „Taskforce Zukunft Profifußball“ berufen, denn der Profifußball ist in Gefahr: sinkende Einschaltquoten, sinkendes Interesse am Produkt Bundesliga. Eine auf unbegrenztes Wachstum programmierte Branche hat erkannt, dass öffentliches Interesse und Nachfrage keine Selbstverständlichkeiten sind.
Das 35-köpfige Gremium will sich unter anderem, wie es in der Ankündigung heißt, mit dem Thema „gesellschaftliche Verankerung des Profifußballs“ befassen. Ein berechtigter Ansatz, der aber beim Blick auf die Liste der Mitglieder einen Riss erleidet. Es sind Unternehmensberater, Funktionäre und Politiker zu finden, auch Fan-Vertreter und Journalisten.
Es fällt allerdings auf, dass kein Vertreter der DFB Nachwuchsmannschaften und der Nachwuchsleistungszentren berufen wurde. Auch einen Vertreter, der die Belange des Amateurfußballs einbringen könnte, sucht man vergebens. Dabei ist der der doch der Schlüssel zur gesellschaftlichen Verankerung. Mehr als 145.000 Mannschaften spielen in Deutschland aktiv Fußball unter dem Dach des DFB, gerade einmal 56 davon sind Profiteams.
Erstens sind die vielen Dorfvereine Zulieferer an Talenten, Deutschland ist auch dank seiner starken Basis vier Mal Weltmeister geworden. Zweitens spielen Hobbykicker und Nachwuchsfußballerinnen wirtschaftlich eine bedeutende Rolle für die Profis. Sie sind fast immer auch Fans, kaufen Tickets, Sky-Abos, Trikots von ihren Lieblingsvereinen. Die Zukunft des Profifußballs hängt direkt mit der Gegenwart des Amateurfußballs zusammen.
Und die Gegenwart des Amateurfußballs ist noch komplizierter als die des Profifußballs. Die Suche nach Ehrenamtlichen wird schwieriger, vielerorts sinken Mitgliederzahlen, in vielen Vereinen fehlt es an Infrastruktur.
Dass die DFL bei der Berufung der Mitglieder bewusst oder unbewusst auf die Mitarbeit des Amateurfußballs verzichtet, ist ein weiteres verheerendes Signal und macht deutlich, welche geringe Bedeutung ihm zugebilligt wird. Wieder eine vertane Chance für den Profifußball. Der Kontakt zwischen den Amateuren und den Profis scheint wohl endgültig gerissen zu sein. Wir sind denen egal.
Michael Franke
Michael Franke ist Erster Vorsitzender der FT München-Gern. 2018 hat er die Interessengemeinschaft Sport in München mitgegründet.
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Es ist nicht nur ignorant, seine besten Kunden außen vor zu lassen. Es ist auch töricht. Man fragt sich, warum da zwei Beraterfirmen mitwirken, wenn die der DFL nicht einmal die Grundlagen des Kundenmarketings vermitteln können. Oder können die nur Persilscheine für Banken zertifizieren?