In den letzten Monaten habe ich viel über soziale Projekten gelesen, in denen mit Hilfe des Fußballs versucht wird, junge Menschen zu
stabilisieren. Fast immer geht es um Zielgruppen, die über den Sport besser erreichbar sind als über herkömmliche Wege wie die Schule. Es ist begrüßenswert, dass die Kraft des Fußballs zur Verbesserung der Gesellschaft genutzt wird.

Gleichwohl lesen sich die meisten Berichte der durchführenden Organisationen, als würde dort die Welt neu erfunden, was natürlich nicht stimmt. Vielmehr haben diese durch teilweise riesige Fördermengen ganz andere Möglichkeiten als die Vereine. Ob sie immer ideal genutzt werden? Ich würde sagen: Es gibt solche und solche. Und wenn Projekte mit siebenstelligen Summen unterstützt werden, kann man auch erwarten, dass am Ende ein Ergebnis steht.

Zur Steigerung der Effizienz hätte ich einen anderen Vorschlag, nämlich die Kooperation mit Vereinen. Denn in den vielen Amateurclubs mit funktionierenden Jugendabteilungen (was nicht auf alle zutrifft) findet die wahre Teilhabe statt. Hier spielen Kinder und Jugendliche verschiedener Herkunft und Milieus miteinander, hier wird meist nicht auf Unterschiede geachtet, sondern auf die Gemeinschaft.

Hier spielt der 10-jährige Junge aus Schöneberg mit dem aus der Grunewald-Villa in einem Team, trägt das gleiche Trikot, gewinnt und verliert gemeinsam. Hier trifft die Bildungsbürgertochter aus dem Eppendorfer Altbau auf die Jugendliche aus der Steilshooper Trabentenstadt. Hier wird das vollzogen, was landläufig als Integrationsarbeit verstanden wird. Arm und Reich, Biodeutsch und Zuwanderung treffen auf-, spielen miteinander.

Beim FC Internationale sind wir seit 2007 Integrationsstützpunkt der Sportjugend. In den ersten fünf Jahren haben wir je 1.000 Euro dafür
bekommen, seitdem ist uns der Titel zwar Verpflichtung, aber wir erhalten keine finanzielle Zuwendung. Gleichwohl wird bei uns wie bei vielen anderen Vereinen täglich Zusammengehörigkeit gelebt. Menschen mit Familienwurzeln aus mehr als siebzig Nationen spielen und trainieren gemeinsam, einige mit großen Ambitionen, andere just for fun.

Was aber alle gemeinsam haben, ist das Erlernen von so genannten Soft Skills, darunter so vermeintlich profane Dinge wie Respekt, Teamgeist,
Frustrationstoleranz, Motivation, Ehrgeiz oder Durchhaltevermögen. Diese Fähigkeiten werden im Fußballverein von Coaches vermittelt, in Projekten lässt man sich das teuer bezahlen – durchaus zu Recht im Übrigen.

Nur besteht zwischen Ehrenamt und Beruf eine immer tiefere Kluft. Von den einen wird erwartet, dass sie kostenlos ihren Dienst an der Gesellschaft leisten, andere werden honoriert, wenn im sozialen Bereich leider auch oft zu schlecht. Warum verbinden wir die Dinge nicht?

Wir könnten die Aufgaben teilen. Bildungsträger könnten Anträge schreiben und soziale Kompetenzen einbringen, Vereine das Training durchführen und die spezifischen Anforderungen der Aktiven erläutern, zudem sportliche Infrastruktur zur Verfügung stellen. Gewinnen würden vor allem die Projektteilnehmenden, aber auch die Kommunen, die durch funktionierende Kooperations-Projekte eine Aufwertung erfahren.

Ideal wäre, wenn sich zudem Unternehmen beteiligen würden. Und auch sie könnten profitieren, etwa indem junge Menschen in der Persönlichkeit gestärkt werden, aber auch leichter zu identifizieren sind, nämlich vor der Haustür. Nachhaltig betrachtet dürfte das auch kostengünstiger sein als die Suche nach Fachkräften auf Online-Portalen oder über teure Headhunter.