Verkrustete Strukturen DFB

Von Krusten und Kumpanen

Ein Sportverband soll für die Vereine da sein. Doch wie kommt es eigentlich, dass sich die meisten immer weiter von ihrer Aufgabe entfernen? MICHAEL FRANKE glaubt, das liegt am System.

Krusten sind an sich etwas Gutes. Sie schließen Wunden und schützen unseren Körper vor Eindringlingen. Krusten sind für viele das beste am Brot, es gibt sogar spezielle Krustenbrote. Auch bei gebratenem Essen sind Krusten oft der beliebteste Teil des Essens.

Ganz anders ist es bei komplexen Systemen, die mit den Jahren zur Verkrustung neigen. Egal ob Verein, politische Partei oder auch Sportverband. All diese Systeme werden vom Stillstand der Verkrustung bedroht. Hier ist die Verkrustung ein Schutzpanzer gegen Veränderungen und Innovationen jeder Art. Die Verkrustung bewahrt etablierte Strukturen.

Schauen wir uns an, wie solche systemischen Verkrustungen entstehen. Nehmen wir einen Fußballverband: Gegründet werden sie von Vereinen, die sich eine gemeinsame Organisation des Spielbetriebs wünschen. Das klappt am Anfang hervorragend, da die Gründungsmitglieder des Verbands auch Praktiker aus den Vereinen sind. Über die Jahre aber bilden sich interne Strukturen aus. Es entsteht der „Beruf“ des Verbandsfunktionärs, der, einmal Teil der Struktur, Teil der Struktur bleibt. Man kennt sich, hilft sich, stützt sich gegenseitig, auch bei der Besetzung verschiedener Posten, und freut sich über die Aufwandsentschädigung und die etablierten Privilegien.

Dabei entfernen sich die Funktionäre, mehr oder weniger unmerklich, immer weiter von ihrer eigentlichen Funktion: der Unterstützung der Vereine, aus denen sie entstanden sind. Der Funktionär wird zum Kumpan. Und der Verband mutiert zum System, das primär den Selbsterhalt verfolgt und sich dabei mehr und mehr nach Außen abschottet. Interne Wahlzustimmungen von jenseits der neunzig Prozent belegen diesen unguten Mechanismus. Komplexe Regeln verhindern den Einstieg neuer Kräfte, und so schmort das System im eigenen Saft der systemtreuen Ineffizienz.

Letztlich liegt aber auch hier die Wahrheit auf dem Platz. Das heißt in unserem Beispiel, dass irgendwann die Vereine neue effiziente Strukturen bilden werden und dem eigentlichen Verband die Existenzberechtigung entziehen. Gerade in der aktuellen Phase des gesellschaftlichen Umbruchs brauchen die Vereine flexible und praxisnahe Lösungen. Und keine
Krusten.

Wie denkt die Basis des Fußballs über die Führung des DFB und wo liegen die großen Herausforderungen der Zukunft? Klicken Sie links auf den Link und machen Sie bei der Umfrage der Uni Würzburg und der Hochschule Ansbach mit!

Michael Franke

Michael Franke

Michael Franke ist Erster Vorsitzender der FT München-Gern. 2018 hat er die Interessengemeinschaft Sport in München mitgegründet.

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